Sex ist ein sensibles Thema, über das manche nur schwer sprechen können. Dir wurde vielleicht beigebracht, dass es äußerst privat ist und man es in Gesprächen am besten vermeidet. Diese Geheimniskrämerei hat bereits zu einer Menge schädlicher Fehlinformationen geführt, die wiederum die Art und Weise beeinflussen, wie wir unser Sexualleben gestalten. Aber woher soll man wissen, was beim Sex gesund und was ungesund ist, wenn niemand darüber spricht?
Die Grundlage für eine gesunde Sexualität ist es, sich selbst zu kennen. Sex kann eine Brücke zwischen Körper und Geist schlagen, die sonst nur schwer zu überwinden ist. Doch wenn du mit dir und deiner Partnerin bzw. deinem Partner im Einklang bist, können erstaunliche Dinge geschehen.
Was ist „gesunde Sexualität“?
Sexuelle Gesundheit ist nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation „von grundlegender Bedeutung für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden von Einzelpersonen, Paaren und Familien“. Es geht nicht nur darum, dass es keine Krankheiten oder Infektionen gibt. Gesunde Sexualität ist eine Frage der Einstellung zu Sex und Sexualität.
Jeder Mensch ist sein eigenes Universum.
In diesem Universum gibt es verschiedene Aspekte deiner Identität, einschließlich deines Sexualempfindens.
Wenn wir in unser sexuelles Selbst investieren, können wir wachsen und uns in neuen Bereichen des Lebens entwickeln. Sich selbst als gesundes sexuelles Wesen wahrzunehmen, ist eine wesentliche Voraussetzung für das Wachstum, sowohl persönlich als auch im Umgang mit anderen. Wenn du eine gesunde Sexualität entwickeln willst, befolge diese fünf Richtlinien:

Regel Nr. 1: Gesundheit und Sicherheit müssen für dich Priorität haben
Für deine sexuelle Gesundheit und Sicherheit bist du selbst verantwortlich.
Um dich selbst als gesundes sexuelles Wesen zu sehen, musst du ein paar einfache Schritte unternehmen.
Alles beginnt mit einem Besuch bei deinem Arzt oder in einer Klinik für Familienplanung. Frag nach einem Test auf sexuell übertragbare Infektionen (STI, steht für „Sexually Transmitted Infections“).
Die Vorteile von regelmäßigen STI-Untersuchungen sind:
- Es zeigt, dass dir deine eigene Gesundheit und die der anderen am Herzen liegt.
- Es kann dir helfen, eine frühzeitige, wirksame Behandlung zu erhalten, falls du eine Geschlechtskrankheit hast.
- Es trägt dazu bei, deine zukünftige Fruchtbarkeit zu schützen.
- Den eigenen Gesundheitsstand zu kennen, kann beruhigend sein.
- Wenn du dies regelmäßig tust, zeigt es, dass du reif bist und deine sexuelle Gesundheit ernst nimmst.
- Du trägst dazu bei, die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten zu verhindern.
- Es kann dir helfen, eine erneute STI-Infektion zu verhindern.
Geschlechtskrankheiten sind nur ein mögliches Problem bei ungeschütztem Sex. Doch viele Barrieremethoden wie Kondome können auch dabei helfen, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern.
Letztendlich bist du für deine Gesundheit und Sicherheit verantwortlich, unabhängig von geschlechterspezifischen Erwartungen.
Trage also deinen Teil dazu bei, indem du mit Freunden, Liebhabern und Partnern über Schwangerschaft und STI-Vorbeugung sprichst.
Regel Nr. 2: Jedem Tierchen sein Pläsierchen
Kinks und Fetische haben einen unfairen Ruf.
Zu viele Menschen bringen andere für ihre Vorlieben in Verlegenheit, manchmal ohne sich dessen bewusst zu sein.
Dabei ist Sexualität ein Spektrum.
Menschen wechseln zwischen Phasen des sexuellen Interesses oder der Faszination. Andere wiederum sehen diese „Merkwürdigkeiten“ als wesentlich für ihre Identität an.
Der Begriff „Kink“ kommt aus dem Englischen. Hiermit ist ein sexuelles Interesse gemeint, das nicht der gesellschaftlichen „Norm“ entspricht. Daher ist es einzigartig für dich. Genauso geht es anderen.
Deine Definition dessen, was du als „kinky“ ansiehst, wird sich im Laufe deines Lebens ändern. Je mehr Erfahrungen du machst, desto aufgeschlossener wirst du.
Also bring andere nicht für ihre Kinks in Verlegenheit.
Wenn du da an etwas denkst, hat es bestimmt schon jemand gemacht.
Wenn alle begeistert zustimmen, dann unterstütze diese Entscheidungen!
Bleib positiv und offen für neue Dinge. Wenn dir jemand erzählt, dass sie/er da so eine Marotte hat, sei neugierig und hör zu. Die Person wird sich dir öffnen und dir einen wichtigen Teil ihrer Persönlichkeit zeigen. Zur Entwicklung einer gesunden Sexualität gehört auch, andere so zu akzeptieren, wie sie sind.
Regel Nr. 3: Lerne immer wieder dazu
In der Sexualität steckt so viel mehr, als man auf den ersten Blick sieht.
Die Definition von Sex ist oft von Penetration geprägt.
Dabei ist es so viel mehr als das und die Penetration ist immer optional.
Was auch immer du glaubst, über Sex zu wissen, stelle es immer wieder in Frage.
Recherchiere selbst oder sprich mit einem professionellen Sexologen. Es gibt viele Spezialisten, die sich mit Fragen zur gesunden Sexualität befassen. Viele von ihnen haben sich zum Ziel gesetzt, die schädlichen Sexualmythen zu entlarven, die die Gesellschaft plagen.
Wenn du Erwartungen an Sex hast, sei neugierig darauf. Frage dich, woher du diese Erwartungen hast und ob sie auf der Realität beruhen.
Die meisten lernen über Sex aus den Medien und Pornos. Dabei handelt es sich um stark übertriebene Karikaturen von körperlicher Intimität und Sex. Wann hast du beispielsweise das letzte Mal gesehen, dass jemand in einem Porno ein Kondom benutzt hat oder dass jemand beim Sex einen Witz gemacht hat? Diese Dinge passieren täglich, und sie sind normale Bestandteile von Sex.

Regel Nr. 4: Masturbieren
Der beste Weg, eine gesunde Sexualität zu erkunden, ist die Masturbation. Masturbation ist der Eckpfeiler jeder sexuellen Gesundheit und Identität.
Es ist ein sicherer Bereich, in dem du dich erkunden und Vorlieben ausprobieren kannst. Es ist außerdem wichtig für sexuelle Aktivitäten in der Partnerschaft. Denn wie soll der andere wissen, wie er dich befriedigen kann, wenn du es selbst nicht weißt?
Wenn du masturbierst, solltest du es nicht überstürzen. Denn sonst passiert am Ende dasselbe auch mit deinem Partner, ob du es willst oder nicht.
Nimm dir Zeit und versuche, es als einen Akt der Selbstfürsorge zu betrachten.
Alles wird sich ändern, wenn du es als eine Möglichkeit betrachtest, dich zu verwöhnen und deine Identität zum Ausdruck zu bringen.
Also gehe es langsam an, entspann dich und verbringe Zeit mit deinen Fantasien.

Regel Nr. 5: Die Zustimmung ist entscheidend
Die Gesellschaft als Ganzes muss mehr über das Thema Einwilligung sprechen.
Es handelt sich um ein riesiges Feld von Spekulationen und Annahmen, die den Tag oder sogar das Leben von Menschen ruinieren können. Behandle die Einwilligung also mit dem gebührenden Respekt. Denk daran, dass die Zustimmung:
- nicht gegeben werden kann, wenn du und/oder die andere Person betrunken ist.
- während der gesamten sexuellen Erfahrung begeistert gegeben werden muss.
- niemals erzwungen oder unter Druck gesetzt wird. Eine Person muss sie freiwillig und bereitwillig geben.
- ein ernstes Gespräch beinhaltet, das geführt werden muss. Es kann so einfach sein wie „Möchtest du xxx“. Kein Grund, sich unwohl zu fühlen, du bist nur rücksichtsvoll.
- fortlaufend sein muss, aber jederzeit widerrufen werden kann. Nur weil der andere anfangs erregt war, heißt das nicht, dass sie/er es auch bis zum Ende des Sex ist. Stelle sicher, dass ihr euch in einem sicheren Raum befindet, in dem jeder seine Meinung ändern darf.
Die Zustimmung ist ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Sexualität. Nicht nur ein „Okay“.
Eine aufrichtige, begeisterte Zustimmung zu sexuellen Aktivitäten kann die Erfahrung für alle Beteiligten verbessern. Sei ein Vorbild und sorge dafür, dass ihr alle die bestmögliche Zeit haben. Denk daran, dass die Zustimmung ein fortlaufender Prozess ist und jederzeit widerrufen werden kann. Sei geduldig, mitfühlend und hör gut zu. Vielleicht lernst du etwas dazu.
Schlussfolgerung
Die Sexualität verändert sich ständig für dich und alle anderen. Wenn du bereit bist, ein gesundes Sexualempfinden zu entwickeln, befolge diese einfachen Richtlinien. Jeder kann eine fantastische Zeit haben, wenn er mit dem richtigen Maß an Respekt und Neugierde behandelt wird.
Nutze diese Regeln, um dein Gefühl der Akzeptanz und des Wohlbefindens dir selbst und anderen gegenüber zu verbessern.