Hast du dich schon einmal in einer Situation befunden, in der du nicht wusstest, was du als Nächstes sagen sollst? Falls ja, dann bist du damit nicht allein. Jeder weiß wie unglaublich unangenehm sich das anfühlen kann. Du zerbrichst dir den Kopf, um etwas Interessantes zu sagen und versuchst gleichzeitig deinem Gegenüber zuzuhören.

Das ist nicht ideal. In solchen Momenten fühlen wir uns unbehaglich, apathisch und haben das Gefühl, dass selbstbewusstere Menschen dieses Problem nicht haben. Natürlich wollen wir das ändern, aber die meisten von uns neigen dazu, dieses Problem mit unserem analytischen Verstand zu lösen – was die ganze Sache oft nur noch schlimmer macht.

"Was soll ich als nächstes sagen?"

„Soll ich davon berichten, oder passt das nicht zum Thema?“

„Vielleicht sollte ich stattdessen darüber sprechen.“

Immer wenn wir uns selbst in Frage stellen oder diesen inneren Monolog führen, bedeutet das, dass wir in unserem Kopf sind. Der Autor Tony Robbins drückte es einmal so aus: „Wenn du in deinem Kopf bist, bist du tot“. Die meisten von uns erkennen auf einer gewissen Ebene, dass etwas nicht stimmt und versuchen ihr Unbehagen auf zwei Arten zu lindern:

Soziales Vertrauen durch „Haben“

Der erste und am weitesten verbreitete Ansatz für Selbstvertrauen durch „Haben“ wurde in den letzten Jahren durch die sozialen Medien angeheizt. Hier reden wir uns ein, dass wir uns selbstbewusster fühlen, wenn wir mehr Geld, besseres Aussehen, schönere Kleidung, einen höheren sozialen Status oder einen besseren Freundeskreis haben. Dann werden wir glücklicher sein. Dann werden wir in der Lage sein, uns „mehr wie wir selbst“ zu fühlen. Nur dann können wir mit mehr Energie und Durchsetzungsvermögen auftreten und das wird uns helfen, selbstbewusster zu sein.

Mit dieser Strategie gaukeln wir uns selbst vor, dass wir uns nur dann selbstbewusst fühlen können, wenn wir etwas „haben“. Man kann in der Gesellschaft nur erfolgreich sein, wenn man gut aussieht, Geld und Beziehungen hat. Man kann nur dann von seinen Mitmenschen geschätzt werden, wenn man lernt, die richtigen Dinge zu sagen.

Die Grundlage dieser Strategie ist: Status. Je mehr ich habe, desto selbstbewusster werde ich sein. Das Problem dabei ist jedoch, dass das Selbstvertrauen, auch wenn es vorübergehend gestärkt ist, nicht von Dauer sein wird. Außerdem ist es kein echtes Selbstvertrauen, denn wenn du dich zu sehr auf Äußerlichkeiten stützt und diese in manchen Momenten nicht zur Verfügung stehen, fühlst du dich wieder hilflos und ängstlich und fragst dich, was du als nächstes sagen sollst.

Soziales Vertrauen durch „Handeln“

Die zweite Strategie dreht sich nicht um das, was du hast, sondern um das, was du tust. Die Prämisse ist dabei: Je mehr ich tue oder beweise, desto selbstbewusster werde ich. Das kann beispielsweise so aussehen, dass du das Gespräch anführst, neue Themen einbringst und du an Selbstbewusstsein gewinnst, weil du die Situation kontrollierst. In unserem Hinterkopf machen wir uns jedoch vielleicht schon Sorgen darüber, wie wir den Gesprächsfluss aufrechterhalten können. Wir haben Angst vor der Stille…

"Was, wenn uns der Gesprächsstoff ausgeht?"

"Oh Gott, das wäre peinlich."

"Okay, ich frage das beim nächsten Mal…"

Soziales Vertrauen durch „Handeln“ kann auch so aussehen, dass du dich zu sehr in die persönlichen Probleme anderer Menschen einmischst. Du versuchst, Wege zu finden, um der Person zu helfen, indem du entweder Ratschläge erteilst oder Maßnahmen ergreifst, um (unbewusst) zu beweisen, dass du nützlich bist.

Diese Strategie ist viel subtiler als das Gewinnen von Selbstvertrauen durch „Haben“, hat aber den entscheidenden Nachteil, dass sie zu übertrieben erscheinen kann und auf lange Sicht sehr anstrengend ist, was dem einen oder anderen Menschen die ganze Energie für soziale Beziehungen rauben könnte.

Soziales Vertrauen durch „Sein“

Die letzte Strategie für den Aufbau von Selbstvertrauen wird selten gewählt, weil sie auf den ersten Blick wie die risikoreichste Strategie wirkt. Sie kann nur durch „Sein“ erreicht werden. Im Grunde genommen ist damit die Loslösung von einigen sozialen Konventionen gemeint. Das Loslassen vom Gedanken, etwas Interessantes sagen zu müssen, das Loslassen der beängstigenden Vorstellung, wie andere Menschen uns wahrnehmen könnten, das Loslassen von dem Versuch, das Gespräch zu kontrollieren.

Jeder Mensch hat ein soziales Umfeld, in dem er sich wohlfühlt – unsere sogenannte Wohlfühlblase. Sei es mit der Familie, einem bestimmten Freundeskreis oder dem PlayStation-Headset auf dem Kopf beim Zocken. Das Selbstvertrauen ist bereits in uns angelegt – wichtig ist nur, dass wir nicht dazu übergehen, unser Selbstvertrauen durch externe Strategien, wie in den Kapiteln „Haben“ oder „Handeln“ erklärt, zu stärken, sobald es unangenehm werden sollte.

Sobald wir versuchen, unser Selbstvertrauen durch Haben oder Handeln aufzupäppeln, schwankt es immer hin und her, weil es davon abhängig ist, was um uns herum geschieht. Wenn wir uns selbstbewusst fühlen, weil wir dies haben, oder selbstbewusst, weil wir jenes tun, wird unser emotionaler Zustand nicht von uns selbst, sondern von äußeren Kräften gesteuert und genährt. Soziales Selbstvertrauen durch „Sein“ hingegen ist echtes Selbstvertrauen von innen heraus. Zeige, wer du bist. Du musst niemandem etwas beweisen, fühle dich einfach wohl in deiner Haut und zwar genauso wie du wirklich bist.

Wenn wir uns ins „Sein“ fallen lassen können, den Moment leben, wir selbst sind, offen sind – dann werden wir entspannt. Wir brauchen nicht nach der Anerkennung von irgendjemandem lechzen, weil wir sie uns selbst schon gegeben haben. Das einzige, wovon Vertrauen abhängen sollte, bist du selbst. Hast du dir selbst bereits die Erlaubnis gegeben, so selbstbewusst zu sein, wie du bist?

Letztendlich wirst du erkennen, umso mehr Mühe du dir in sozialen Interaktionen geben musst, desto mehr wird sich zeigen, dass du versuchst, dein Selbstvertrauen durch Haben oder Handeln zu stärken. Je müheloser und authentischer du dich in Gesprächen gibst, desto selbstbewusster wirst du dich anderen gegenüber fühlen und desto selbstbewusster werden dich auch andere wahrnehmen. Schalte deinen Kopf aus und höre auf, die Unterhaltungen zu sehr zu analysieren! Lerne in dich selbst hineinzuhorchen und dir zu vertrauen, anstatt zu versuchen dich in einem anderen Licht darzustellen. Dadurch wirst du echtes, tiefes Selbstvertrauen gewinnen und ein wahrer sozialer Meister werden.

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